Filmbesprechung: Ambulance (USA 2022)
ich habe mir den film ziemlich ohne grosse erwartungen angesehen und muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht bin. nach den kritiken zu urteilen, dachte ich, das sei ein völlig überdrehter actioner. aber tatsächlich hat der film durchaus auch seine (menschelnden) tiefen.
gut, die story mag ein bissl abgegriffen und konstruiert wirken. aber letztlich soll ja nur dargestellt werden, dass man auch mit guten motiven in die scheisse geraten kann. und das ist ja durchaus realistisch. und mal ehrlich, wenn man das leben seiner frau mit einer OP retten kann, wo die krankenversicherung nichts zahlen will, wäre dann nicht ein bankraub eine durchaus ‚moralische‘ option? oder um es mit den Worten vom Dichter Bertolt Brecht zu sagen:
„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“
gut, man könnte daraus auch eine kritik am sozialversicherungssystem der USA machen, aber das wäre dann vermutlich nicht so spannend wie dieser thriller von Michael Bay.
die grösste schwäche ist die übertriebene länge des films, die insbesondere in der Mitte teilweise doch etwas ermüdend wirkt. grossartig hat mir die rolle der taffen Sanitäterin gefallen, die zum schluss noch mal einen grossen auftritt hinlegt (gespielt von Eiza Gonzalez). allerdings die Not-OP mit unterstützung durch das mobiltelefon fand ich doch etwas zu dick aufgetragen.

Eiza Gonzalez (Bildquelle: wikipedia)
alles in allem ein unterhaltsamer actioner, der den gegensatz von ‚gut und böse‘ durchaus etwas differenzierter darstellt, ohne dies mit irgendeinem politischen anspruch zu verbinden. was andere als schwäche auslegen mögen, hat vielleicht auch manchmal seine vorteile durch eine weniger gefilterte sichtweise.
von mir bekommt der film 7 von 10 punkten für seinen überraschend hohen unterhaltungswert und die abschlußszene, die mich emotional angesprochen hat.
wer auf aufwendige stunts und feuerwerk (explosionen) steht, wird ebenfalls auf seine kosten kommen.