an sich bin ich normalerweise kein serien-gucker, aber beim MCU mache ich ausnahmen. dass Miss Marvel sich eher an ein jüngeres publikum wendet, war von vornherein klar und ich habe mir daher die serie sehr erwartungsfrei angesehen. die ersten beiden folgen waren einführungen, die sich an leute gerichtet haben, die an multimedialer berieselung gewöhnt sind. das muss man mögen, aber stilistisch war es zumindest unterhaltsam. aber ab folge 3 wurde es deutlich spannender und der stil wurde etwas weniger ‚teenylastig‘.
was mir an der serie besonders gefallen hat, waren die durchweg guten schauspieler (Iman Vellani hat eine sehr frische Ausstrahlung). die ‚ClanDestines‘ fand ich nicht so gelungen. auch die thematisierung der familienbeziehungen und der kultur der pakistanischen einwanderer war gut gemacht. in folge 5 wurde sogar auf den teilungskrieg zwischen indien und pakistan eingegangen und nebenbei wurde noch eine schöne lovestory erzählt, die zwar nicht viel zur handlung selbst beigetragen hat, aber eben doch hübsch anzusehen war.

Brie Larson (Bildquelle: wikipedia)
aber das finale hat dann alles getoppt, was vorher gelaufen ist. das CGI war vielleicht an manchen stellen etwas sehr dick aufgetragen, aber das ist bei comicverfilmungen auch kaum zu vermeiden. auch die kritische brechung des gut-böse-dualismus (Kamran) ist für eine comic-serie für ein jüngeres publikum nicht selbstverständlich. die unterstützung der Eltern für Kamala war sehr emotional bewegend, zumal gerade die Mutter vorher eher recht ’streng‘ gewirkt hat (die Mama hat ihr ein superhelden-kostüm geschneidert). aber am meisten gefreut habe ich ich mich über den kurzen Cameo-Auftritt von ‚Captain Marvel‘, auch wenn Brie Larson ein wenig blass im Gesicht wirkte.
alles in allem eine serie, die mehr geliefert hat als man ursprünglich annehmen konnte.
Wertung: (wohlwollende) 7 von 10
da ich von dem neuen Thor-film sehr enttäuscht bin und nicht den geringsten bock habe, darüber was zu schreiben, bin ich sehr froh, dass es eine filmanalyse von Wolfgang Schmitt dazu gibt. auch wenn ich seinen ‚ideologiekritischen‘ ansatz manchmal zu übertrieben finde, hat er hier doch zumindest recht. dieses ‚pluralistische‘ nebeneinander von albern und ernst ist unerträglich!
wer sich trotzdem für eine kritik an Thor4 interessiert, dem sei diese besprechung von Antje Wessels empfohlen, die sehr ausgewogen und fair ist:
https://wessels-filmkritik.com/2022/07/06/thor-love-thunder/#more-41909