Filmbesprechung: „Der Pfad“ (Deutschland, Spanien 2022)
mir fällt gleich zu anfang auf, dass ich zum ersten mal eine deutsche produktion bespreche. ansonsten sind es immer us-amerikanische, die ’natürlich‘ den markt dominieren. dass dies nicht nur ökonomische gründe, sondern auch kulturpolitische implikation hat, dürfte ziemlich offensichtlich sein. und dass die deutsche produktion ein historisches thema aus der nazi-zeit aufgreift, dürften diese kulturpolitischen implikationen hinreichend kennzeichnen. aber dies nur als kleines einleitungsgeplänkel angemerkt.

„Der Pfad“ erzählt über eine Flucht über die Pyrenäen mit ihren grandiosen Landschaften (Bildquelle: deutschlandfunk)
der film selbst (den man wohl als ‚jugendfilm‘ bezeichnen darf) hat mir ziemlich gut gefallen (ich fand schon den teaser sehr ansprechend). was hauptsächlich an den beiden (kinder)darstellern liegt, die sich an der schwelle zwischen kind und jugendliche befinden. wobei Nuria (grossartig, Nonna Cardoner) die deutlich reifere ist. das erzähltempo ist angenehm ruhig und man lässt sich zeit, details zu beleuchten, die sonst im (action)spektakel untergehen würden. Rolf ist der kindlichere, aber dafür der fantasiebegabtere. er liest „der 35. Mai“ von Erich Kästner.
was mir aber am besten gefällt, ist dass man ein ‚ernstes‘ thema trotzdem mit einer guten portion ‚humor‘ (ich weiss nicht, ob man besser galgenhumor schreiben sollte) verbinden kann. (dies ganz im gegensatz zu Thor4, der einfach nur albern und ernst sinnlos aneinanderklatscht).
wenn man überhaupt von ’schwächen‘ sprechen kann, dann, dass die beziehungen zwischen den charakteren ‚idealisiert‘ sind und manches am fluchtgeschehen ‚romantisiert‘ wird. aber kunst (und insbesondere film) braucht übertreibende stilmittel, sonst funktionieren sie nicht. von daher fällt es mir leicht, über solche stilististischen schwächen hinwegzusehen. (ich möchte jetzt nicht den unterhaltungswert als totschlagargument missbrauchen, aber film, jedenfalls als kommerzieller, braucht auch den unterhaltungsaspekt)
wenn alle deutschen produktionen so gut wären wie „Der Pfad“, dann würde ich bestimmt auch öfter mal darüber filmkritiken schreiben wollen!
Bewertung: 8 von 10
Ein Kommentar zu “Der schmale Grat zwischen Kitsch und Kunst”