Zur Frage der Verstaatlichung (Stalinismus-Debatte)

ZUR FRAGE DER VERSTAATLICHUNG

es ist klar, daß es die bourgeoisie nicht gern sieht, wenn ihr das privateigentum an produktionsmitteln entrissen wird.
auf der anderen seite gibt es ja auch genug staatliche betriebe…und an ihrer kapitaleigenschaft ändert das nichts.
sie sind genauso dem konkurrenzprinzip und den weltmarkbedingungen unterworfen, wie privatbetriebe.
also verstaatlichung ALLEINE sagt nichts über den klassencharakter aus, bzw. das weiterbestehen des kapitalverhältnisses.

in der SU unter stalin sah die sache allerdings etwas anders aus: es gab nicht nur staatseigentum, sondern die arbeiter waren auch keine doppelt freien mehr im marxschen sinne.
die produktion unterlag nicht mehr den marktmechanismen—das wertgesetz war–zumindest partiell–außer kraft gesetzt.
es handelt(e) sich also eindeutig–m. E.–um eine NICHTkapitalistische produktionsweise.

ein arbeiterstaat kann m. E. nur aus einer selbständigen aneignung der staatsmacht und der schlüsselökonomie durch die arbeiterklasse entstehen.
die oktoberrevolution erfüllt wohl dieses kriterium—trotz rückständigkeit und mangelndes kulturniveaus der massen.
aber die herrschaft und kontrolle der sich nach–spätestens nach lenins tod…spätestens–herausbildung der bürokratie, entmachte die arbeiterdemokratie, die ohnehin nur rudimentär war, und schuf eine neue form der herrschaft und ausbeutung: den kollektivistischen staatsdespotismus.
das programm der nachholenden industrialisierung konnte nur mit der peitsche durchgesetzt werden—der preis war aber die totale politische und kulturelle entrechtung der russischen volksmassen.
die unterstützung, die stalin im 2. weltkrieg noch genoß, war zum einen der erinnerung an die errungenschaften der oktoberrevolution geschuldet–aber zum anderen–und das sehe ich als entscheident an–einer massiven mobilisierung des nationalismus.
der marxistische internationalismus war in den jahren des krieges schon eine äußerst marginalisierte minderheitsströmung, die sich lieber mit ihrer eigenen bauchnabelpolitik beschäftigte als die gesellschaftlichen veränderungen nüchtern und realistisch zu analysieren.
zu so einem realismus gehört auch das eingeständnis seiner eigenen grenzen und einflußmöglichkeiten.
überhaupt scheint mir die anfälligkeit für paranoia, größenwahn und bildung von sektenwesen ein ausdruck für das selbstverständnis zu sein, von der existenz der eigenen organisation und programmatik hänge das wohl und weh der weltrevolution ab. wer so denkt, ist schon auf auf einer schiefen ebene…nach tief unten Wink
die namen der verrücktheiten kennt ja jeder–egal ob healy, lambert, robertson, north oder –die krönung der krönung–posadas…sie alle glaub(t)en an den wahn ihrer eigenen wichtigkeit.
wenn dieser weg in das isolierte sektenwesen vermieden werden soll, sollte man noch mal über das lenistische organisationskonzept nachdenken.
menschen unter eine formale disziplin, die sie persönlich nicht mittragen können, zu zwingen, ist unmenschlich. ich halte davon gar nichts.
ich kann jeden verstehen, der nur ein grausen und gänsehaut bekommt, wenn er sich das nur vorstellt.
also, wir sollten uns um eine solidarische diskussion aller mit gutem willen bemühen…und die theoretischen differenzen so gut wie möglich–im rahmen unserer bescheidenen mittel–zu klären versuchen.

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